Entstehung des Herrenteichs
Das Gebiet des heutigen Reinfelds zeigte sich den Menschen Mitte des 12. Jahrhunderts als ein „Ort der Einsamkeit und des Schreckens“, so berichtet der Zeitzeuge Probst Sido aus Neumünster. Dieses Bild sollte sich bald wandeln. 1186 ruft Adolf III., Graf der Holsten und Stormer, Mönche aus dem Orden Zisterzienser in die sumpfige Wildnis an der Heilsau. Dieser Orden versteht sich bestens auf das Trockenlegen von Sümpfen, Roden des Urwaldes und Errichten fester Klosterbauten. Da den Mönchen der Verzehr von Fleisch untersagt war, konzentrierten sich ihre ersten Bautätigkeiten auf das Anlegen der „Hellern“, der zahlreichen kleinen Teiche zur Fischzucht und zum Spülen der morastigen Fische. Mit dem ausgehobenen Erdmaterial errichteten sie einen Damm, durch den die Heilsau zum Herrenteich aufgestaut wurde. Gleichzeitig konnten sie das Gelände für den Klosterbau trockenlegen, dessen Kirche und Klausur 1235 eingeweiht wurde. Fast 400 Jahre lebten Mönche im Kloster Reynevelde, das durch seine Land-, Forst-, und vor allem Teichwirtschaft, über 60 Teiche wurden aufgestaut, bald reich und mächtig geworden war. Die Reformation im 16. Jahrhundert bedeutete den Niedergang des so erfolgreichen Klosters, das 1582 nach Enteignung aufgelöst wurde.
Karpfenstadt Reinfeld
Wegen der ausgezeichneten Qualität seines Fleisches wurde der Karpfen schon zur Zeit der Römer in künstlichen Teichen gehalten. Die Kenntnis über die Karpfenzucht übernahmen die Mönche, die seine Zucht in ganz Europa weiterführten, so auch in Reinfeld. Die Blütezeit der Reinfelder Karpfenzucht lässt sich auf das 13. und 14. Jahrhundert datieren. Die meisten der über 60 in dieser Zeit in Reinfeld aufgestauten Teiche sind heute wieder verschwunden. Unverändert ist bis heute die Technik des Abfischens. Alljährlich im Herbst wird der Herrenteich über die Mühle und die Staubretter an der Brücke über die Mühlenau abgelassen. Es verbleibt nur noch wenig Wasser im Teich, in dem sich jetzt die Fische dicht drängen. Karpfen, aber auch andere Nutzfische wie Schleien, Hechte, Barsche und Aale werden nun mit Hilfe eines Durchlasses aus dem Herrenteich gefischt. Nach der erfolgreichen Fischernte wird der Teich wieder aufgestaut und im Frühjahr mit Jungfischen besetzt.
Der Karpfen beschert der Stadt Reinfeld noch eine weitere Attraktion. Seit 1949 findet das „Reinfelder Karpfenfest“ statt, initiiert von dem ehemaligen Bürgermeister Dr. Hermann Schuldt. Mit diesem fröhlichen Volksfest am zweiten Sonntag im Oktober werden damals wie heute Tagesbesucher in die Stadt gelockt.
Herrenteich – wertvoller Lebensraum
Neben der wirtschaftlichen Bedeutung erfüllt der rund 37 ha große Herrenteich auch wichtige Ökologische Funktionen. Vor allem der vielfältige Uferbewuchs des Herrenteiches bietet vielen Tierarten Lebensraum, Brutstätte, Schutz und Nahrungsangebot. So ist der Obere Herrenteich seit 1999 wegen seiner ausgedehnten Verlandungszonen als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Beantragt wurde die Unterschutzstellung durch den Naturschutzbund (NABU) allerdings schon 1981. Damals war geplant, den Teich auszubaggern, Wassersportmöglichkeiten zu forcieren und ein Baugebiet im Uferbereich auszuweisen.
Der Untere Herrenteich ist Landschaftsschutzgebiet, das den Menschen zur Erholung dient und „die besondere Eigenart und Schönheit“ der Natur und Landschaft zeigt. Auch hier finden sich am Wegesrand wertvolle Biotope, die unter dem besonderen Schutz des Landesnaturschutzgesetzes stehen. An diesen sogenannten § 15a Biotopen finden sich rund um den Herrenteich Sümpfe, Erlenbrüche, Röhrichtbestände sowie binsen- und seggenreiche Nasswiesen. Diese schützenswerten Lebensräume waren früher im ganzen Land weit verbreitet. Durch die intensive Nutzung der Landschaft durch den Menschen sind sie heute selten geworden. Entlang des Naturerlebnispfades kann der Besucher aber Einblicke in diese ursprünglichen Biotope erhalten und etwas über seine Bewohner erfahren.
Der Blick über den 37 ha großen Herrenteich von Süden nach Norden. Beeindruckend ist nach wie vor die Größe des künstlich geschaffenen Gewässers, insbesondere, wenn man die einfachen Hilfsmittel der im Mittelalter bauenden Zisterziensermönche bedenkt.
Das Stadtwappen der Karpfenstadt Reinfeld von 1930 entwarf der Reinfelder Lithograph Joseph Schreiber. Der Abtsstab symbolisiert das untergegangene Kloster, die zwei Ähren stehen für die eingemeindeten Orte Neuhof und Steinhof. Der Karpfen erinnert an die von den Mönchen begründete Teichwirtschaft.
Der dichte Uhrbewuchs ist das größte ökologische „Kapital“ des Herrenteiches. In diesem schier undurchdringlichen Schilfgürtel können sich eine ganze Anzahl von Pflanzen und Tieren ungestört entwickeln.
Der „Stadtplan“ aus dem Jahre 1750 zeigt ein ganz anderes Gesicht von Reinfeld. Neben den historischen Gebäuden prägen die vielen Hellerteiche, zum Hältern der fische in klarem Wasser, das Bild. Viele der Heller sind heute nicht mehr zu finden.
Abfischen am Herrenteich zur Zeit unserer Vorfahren. Die Technik besteht darin, das Wasser des Teiches abzulassen und anschließend die Fische mit Netzen herauszuziehen. Ähnlich wird auch heute noch die Fischwirtschaft in Reinfeld betrieben.
Die Blässrallen finden am Herrenteich ideale Brut- und Lebensbedingungen. Der Uferbereich des Gewässers bietet durch dichten Bewuchs jede Menge Nistmaterial und genügend Deckung, um die Brut aufzuziehen.
Cyprinus erinnert:
Der Herrenteich erzählt eine spannende Geschichte, die im düsteren Mittelalter beginnt. Und er erfüllt wichtige ökologische Funktionen, die heute und auch in der Zukunft geschätzt und geschützt werden.